Obwohl die weltweite Umwandlung von Lebensräumen in bebaute Gebiete oft negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt hat, sind einige Wildtierarten in der Lage, in vom Menschen geschaffenen Strukturen zu leben. Die Determinanten dieser Anpassungen konnten bisher jedoch noch nicht umfänglich identifiziert werden, könnten aber Arten mit besonderen Schutzbedürfnissen kennzeichnen. In dieser Veröffentlichung wird von den Autoren ein Versuch unternommen, das Merkmalsprofil von anthropogen-geschaffenen Quartieren herauszuarbeiten und die Entwicklung des entsprechenden Phänotyps (Fledermausarten, die solche Quartiere nutzen) zu charakterisieren. Hierzu wurde ein bereits existierender Datensatz zum Schlafplatzverhalten von 1.279 weltweit verbreiteten Fledermausarten genutzt. Die merkmalsbasierten Analysen zeigen, dass relativ gut prognostizierbar ist, welche Fledermausarten solche Quartiertypen nutzen: es sind diejenigen Arten, die mit größeren geografischen Verbreitungsgebieten, Habitatgeneralismus, Verbreitungsgebieten in gemäßigten Zonen, geringer Nachkommenszahl sowie Insektivorie in Verbindung gebracht werden können. Zudem wurde in diesem komplexen Merkmalsprofil ein mäßiges phylogenetisches Signal identifiziert, das im Laufe der Fledermausevolution sowohl Zugewinne als auch Verluste erfahren hat und für das die Speziationsraten geringer im Vergleich zu Fledermäusen mit genutzten Schlafplätzen natürlichen Ursprungs sind.

Original-Studie:

Betke, B. A., Gottdenker, N. L., Meyers, L. A., & Becker, D. J. (2024). Ecological and evolutionary characteristics of anthropogenic roosting ability in bats of the world. Iscience27(7). http://dx.doi.org/10.1016/j.isci.2024.110369

Relative Bedeutung von Merkmalskovariaten aus dem Regressionsbaummodell des Schlafplatzstatus

Ökologische und evolutionäre Merkmale der unterschiedlichen Anpassungsfähigkeit von Fledermäusen an anthropogen-geschaffene Quartiere