Windkraftanlagen können eine Bedrohung für Fledermäuse darstellen und verursachen weltweit viele Todesfälle. Die Todesraten können dabei von Windpark zu Windpark stark variieren. Die Ursachen, warum so viele Fledermäuse an den Windkraftanlagen sterben, sind noch nicht vollständig geklärt. So gab es bereits Hinweise und Vermutungen, dass Fledermäuse gezielt Windenergieanlagen anfliegen, um Quartiere zu suchen oder Insekten zu jagen.
Eine kürzlich erschienene Studie aus Großbritannien zeigt, dass Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) von Windenergieanlagen förmlich angezogen werden. In der Untersuchung wurden 23 Windparkflächen mit jeweils äquivalenten Kontrollflächen anhand ihrer bioakustisch ermittelten Aktivität verglichen. Bei der Auswertung der Untersuchungsergebnisse konzentrierten sich die Autoren auf die Pipistrellus-Arten, da diese insgesamt am häufigsten aufgezeichnet wurden. Die Aktivität von Zwergfledermäusen war an den Windenergieanlagen um 37 % höher als an den Kontrollstandorten, während die Aktivität von Mückenfledermäusen (P. pygmaeus) kein solches Muster aufzeigte.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Aktivität der Fledermäuse nach dem Bau von Windkraftanlagen stark ändern kann. In Anbetracht dieser Tatsache wird auch deutlich, warum artenschutzfachliche Voruntersuchungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren zwar essentiell notwendig sind, für die Festlegung von Abschaltzeiten allein aber nicht ausreichen. Vielmehr sollte im Rahmen der Voruntersuchungen das Augenmerk auf der Eruierung von standortspezifischen Risikofaktoren liegen (beispielsweise die Nähe zu Wochenstubenquartieren), die einen Einfluss auf die Standortwahl der einzelnen Windenergieanlagen haben können. Um allerdings verlässliche Kollisionsraten zu ermitteln, sollte ergänzend zu den Voruntersuchungen unbedingt immer ein anschließendes betriebsbegleitendes Monitoring folgen. Die Kombination dieser beiden Ansätze und die aus den Ergebnissen resultierenden Vermeidungsmaßnahmen (z.B. Abschaltzeiten) sind momentan der effektivste Weg zur Verringerung von Kollisionen. Die Verringerung der Todesfälle an Windenergieanlagen mittels vollumfänglicher Anwendung von Vermeidungsmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, um im Zuge des weiteren Ausbaus der Windenergie negative Effekte auf Fledermauspopulationen zu vermeiden.
Original-Studie:
Richardson, S.M., Lintott, P.R., Hosken, D.J., Economou, T. & Mathews, F. (2021): Peaks in bat activity at turbines and the implications for mitigating the impact of wind energy developments on bats. Scientific Reports 11, 3636 (2021). https://doi.org/10.1038/s41598-021-82014-9