Bioakustische Daueraufzeichnungen stellen eine Standardmethode zur Untersuchung von Fledermäusen im Rahmen von Artenschutzmaßnahmen dar. In der Eingriffsregelung bzw. bei Umweltverträglichkeitsprüfungen verwenden Fledermausgutachter oft automatische Ultraschalldetektoren, um die Aktivität und das Artenspektrum von Fledermäusen zu erfassen. Diese Technik kommt auch bei der Planung von Windkraftenergieanlagen (WEA) zum Einsatz, um das Tötungsrisiko der Tiere an WEA abzuschätzen und schlussfolgernd Verminderungsmaßnahmen zu formulieren. Solche Maßnahmen sind z. B. erhöhte Cut-in Geschwindigkeiten, bei der die WEA erst ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit anlaufen darf (z.B. ab 6 m/s), bei der mit nur wenig Fledermausaktivität zu rechnen ist. In einer Studie von führenden Fledermaus- und Bioakustik-Experten wurden die Grenzen der automatischen bioakustischen Erfassung von Fledermäusen an WEA aufgezeigt und auf Kenntnislücken hingewiesen. Hierbei wurde gezeigt, dass die geometrische und die atmosphärische Dämpfung von Ultraschallecholokationsrufen in Verbindung mit der begrenzten Empfindlichkeit von Ultraschallmikrofonen die Erfassungsreichweite von Fledermäusen an WEA stark einschränken. Unter Berücksichtigung des von der Gondel erzeugten akustischen Schattens decken die Aufzeichnungsgeräte bei einer Blattlänge von 60 m nur ca. 23 % der Risikozone für eine mit 20 kHz rufende Fledermaus (z.B. Abendsegler) und 4 % für eine mit 40 kHz rufende Fledermaus (z.B. Rauhautfledermaus) ab. Dieser Prozentsatz nimmt mit zunehmender Blattlänge moderner WEA weiter ab. Im Hinblick auf die weitere Zunahme der Längen moderner WEA stellt dies ein zunehmendes Problem dar, da somit die Abschätzung des Tötungsrisikos weiter eingeschränkt wird. Zusätzlich schränken die Richtungsabhängigkeit der Echoortungsrufe und das dynamische Flugverhalten der Fledermäuse die Detektierbarkeit der Fledermäuse ein. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass technische, physikalische und biologische Faktoren das akustische Monitoring in seiner derzeitigen Form stark einschränken. Sie schlagen deshalb den Einsatz mehrerer bioakustischer Geräte vor, die an komplementären Stellen an den WEA installiert werden (z.B. am Turm anstatt nur in der Gondel), sowie die Erprobung alternativer Techniken, wie Radar, Kameras und Wärmebildtechnik, um das Tötungsrisiko von Fledermäusen an WEA besser einschätzen zu können.
Original-Studie:
Voigt, C. C., Russo, D., Runkel, V., & Goerlitz, H. R. (2021). Limitations of acoustic monitoring at wind turbines to evaluate fatality risk of bats. Mammal Review. doi:10.1111/mam.12248.