Kleinwindkraftanlagen (KWEA) sind in den letzten zehn Jahren immer häufiger zu sehen, aber ihre Auswirkungen auf die Tierwelt, insbesondere auf Fledermäuse, sind weitgehend unbekannt. In der Studie von Hartmann et al. (2021) wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem jeweils eine mobile KWEA mit fünf verschiedenen Betriebsmodi an sechs Orten mit hoher Fledermausaktivität, darunter Quartiere, Flugwege und stark frequentierte Jagdgebiete, betrieben wurde. Die Flugbahnen der Fledermäuse um die KWEA wurden an jedem Standort in fünf aufeinanderfolgenden Nächten mit einer speziell entwickelten hochauflösenden 3D-Kamera dokumentiert. Die Aufzeichnungen zeigten eine hohe Fledermausaktivität in der Nähe der KWEA (7.065 Flugbahnen in einem 10-m-Radius). Der minimale Abstand zum Rotor jeder Flugbahn variierte zwischen 0 und 18 m, mit einem Mittelwert von 4,6 m über alle Standorte hinweg. Statistische Analysen zeigten, dass Fledermäuse im Vergleich zu einem Referenzmast ohne KWEA 0,4 m näher zum Rotor flogen, wenn dieser außer Betrieb war, und 0,3 m näher, wenn er sich langsam bewegte. Erkundungsverhalten wurde häufig beobachtet, wobei viele Fledermäuse von ihrer ursprünglichen Flugbahn abwichen, um sich dem Rotor zu nähern. Von 7.850 dokumentierten Flugbahnen kreuzten 176 den Rotor, davon 65 während er sich drehte. Die Kollision einer Mückenfledermaus (P. pygmaeus) erfolgte während des Experiments. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der Fähigkeit der Fledermäuse, sich bewegenden Rotorblättern ausweichen zu können, Fledermausopfer an KWEA vorkommen. Dies geschieht insbesondere an Standorten mit hoher Fledermausaktivität, wo die Schlagopferzahl ähnlich hoch wie bei großen Windenergieanlagen sein kann oder diese sogar überschreiten kann. Da KWEA weniger Energie liefern als große Anlagen, sollten ihre negativen Auswirkungen auf Fledermäuse unbedingt durch Vermeidungsmaßnahmen wie eine fledermausfreundliche Standortwahl oder Abschaltalgorithmen minimiert werden.

Beispiel einer Fledermaus, die in geringem Abstand an den Rotorblättern einer Kleinwindkraftanlage vorbeifliegt. doi: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253782.g002

Original-Studie:

Hartmann, S.A., Hochradel, K., Greule, S., Günther, F., Luedtke, B., Schauer-Weisshahn, H., Brinkmann, R., 2021. Collision risk of bats with small wind turbines: Worst-case scenarios near roosts, commuting and hunting structures. PLoS ONE 16, e0253782. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253782

Kollisionsrisiko von Fledermäusen mit Kleinwindkraftanlagen: Worst-Case-Szenarien in der Nähe von Wochenstuben, Flugwegen und Jagdstrukturen