Hörverlust ist ein Kennzeichen des Alterns und betrifft in der Regel zunächst die höheren Frequenzen. Bei echolokalisierenden Fledermäusen ist die Fähigkeit, hohe Frequenzen wahrzunehmen, von entscheidender Bedeutung. Über altersbedingten Hörverlust bei Fledermäusen ist jedoch nichts bekannt, und es wird oft angenommen, dass sie dagegen immun sind. Die vorliegende Studie untersuchte das Gehör von 47 wild lebenden ägyptischen Flughunden, indem ihre Hirnstammreaktion und die Mikrophonie der Cochlea aufgezeichnet wurde und bei vier dieser Fledermäuse auch die Histologie der Cochlea untersucht wurde. Die Forscher nutzten das DNA-Methylierungsprofil der Fledermäuse, um ihr Alter zu bestimmen, und stellten fest, dass die Fledermäuse einen altersbedingten Hörverlust aufweisen, wobei die Verschlechterung bei den höheren Frequenzen stärker ausgeprägt ist. Die Rate der Verschlechterung betrug ∼1 dB pro Jahr, vergleichbar mit dem beim Menschen beobachteten Hörverlust. Die Bewertung des Lärms im Quartier der Flughunde ergab, dass diese Fledermäuse einem kontinuierlichen, immensen Lärm ausgesetzt sind – vor allem bei sozialen Lautäußerungen -, was die Annahme stützt, dass Fledermäuse teilweise resistent gegenüber lautem Lärm sind. Im Gegensatz zu früheren Annahmen deuten die Ergebnisse also darauf hin, dass Fledermäuse ein gutes Modelltier für die Untersuchung von altersbedingtem Hörverlust sind.
[frei übersetztes Abstract]
Original-Studie:
Tarnovsky, Y. C., Taiber, S., Nissan, Y., Boonman, A., Assaf, Y., Wilkinson, G. S., … & Yovel, Y. (2023). Bats experience age-related hearing loss (presbycusis). Life Science Alliance, 6(6). DOI: 10.26508/lsa.202201847