Bei Vögeln ist bekannt, dass sie tagsüber thermische oder topographische Auftriebskraft in der umgebenden Landschaft suchen oder die Energie der Luftströmungen als Aufwinde nutzen. Mit Hilfe dieser Energiequellen bekommen sie Auftrieb und können so sehr große Höhen erreichen. Bislang wurde angenommen, dass die meisten dieser Ressourcen nachts nicht zur Verfügung stehen weil das thermische Potenzial in der nächtlichen Atmosphäre geringer ist und es schwieriger ist, topographische Objekte zu finden, die solche Aufwinde erzeugen. Dennoch wurden bereits einige Fledermausarten hunderte bis tausende Metern über dem Boden registriert und es wurden einzelne Individuen beobachtet, die wiederholte, energetisch kostspielige Höhenaufstiege unternahmen. Andere flogen mit einigen der schnellsten Geschwindigkeiten, die für den aktiven Wirbeltierflug beobachtet wurden.
Die Autoren der vorliegenden Studie stellten deshalb die Hypothese auf, dass Fledermäuse ähnlich wie Vögel den orographischen Auftrieb nutzen, um große Höhen zu erreichen. In ihren Untersuchungen nutzten sie spezielle, dreidimensionale GPS-Tracker, die sie auf Europäischen Bulldoggfledermäusen (Tadarida teniotis) applizierten. Mittels hochauflösender regionaler Winddaten wurde gezeigt, dass die Fledermäuse tatsächlich die Energie der orographischen Hebung nutzten, um auf über 1.600 m aufzusteigen, und dass sie dabei maximale Fluggeschwindigkeiten von 135 km/h aus eigener Kraft erreichten. Ferner wurde gezeigt, dass Fledermäuse wie die Bulldoggfledermaus gezielt Orte aufsuchen, die aufgrund ihres Reliefs Auftriebswinde hervorrufen, um großen Höhen zu erreichen. Die Tiere nutzen somit geschickt die vertikale Windenergie in der nächtlichen Landschaft.
Original-Studie:
O’Mara, M Teague; Amorim, Francisco; Scacco, Martina; McCracken, Gary F; Safi, Kamran; Mata, Vanessa; Tomé, Ricardo; Swartz, Sharon; Wikelski, Martin; Beja, Pedro; Rebelo, Hugo; Dechmann, Dina K. N. (2021): Bats use topography and nocturnal updrafts to fly high and fast. Current Biology 2021. – Cell Press. – ISSN 0960-9822. – eISSN 1879-0445. https://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2020.12.042