Als Insektenfresser sind Fledermäuse besonders durch den Einsatz verschiedener Umweltkontaminanten (z.B. persistenter organischer und anorganischer Schadstoffe) gefährdet, da sich diese Umweltgifte innerhalb der Nahrungskette ausgesprochen stark anreichern können. Es ist daher erstaunlich, dass vergleichsweise wenig über die konkreten direkten und indirekten Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf Fledermäuse bekannt ist, sowohl mit Blick auf resultierende physiologische Prozesse als auch hinsichtlich der möglicherweise unterschiedlichen Auswirkungen auf Individuen, Populationen, bis hin zum Ökosystem.
In der vorliegenden Studie untersuchten die Autoren einjährige Fledermäuse in der Stadt Kharkiv im Nordosten der Ukraine hinsichtlich einer Kontamination mit Schwermetallen. Dabei wurde eine Analyse verschiedener Gewebstypen aus bereits verstorbenen Fledermäusen der beiden Arten Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) und Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) durchgeführt. Es wurden Proben von äußeren Geweben (Flügelmembran, Fell) und inneren Geweben (Leber, Lunge, Niere, Knochen) auf den Gehalt von Blei, Kupfer, Zink und Cadmium untersucht. Ziel war es zu prüfen, ob die Analysewerte aus dem Fell oder der Flügelmembran mit denen der inneren Gewebe korrelieren und ob die Fell- oder Flügelmembranproben als eine Art Biomarker für Schwermetallbelastungen fungieren können.
Die Gewebe unterschieden sich signifikant in den Konzentrationen der einzelnen untersuchten Metalle, wobei es keinen Unterschied zwischen den beiden Fledermausarten gab. Bei allen Fledermäusen konnten Schwermetallbelastungen nachgewiesen werden, von einer niedrigen bis moderaten Konzentration aller vier Metalle. Die Fledermäuse schienen jedoch nicht direkt durch die Metalltoxizität gefährdet zu sein, zeigten z.B. keine Vergiftungserscheinungen. Es muss jedoch bedacht werden, dass in der Studie nur Jungtiere untersucht wurden und es möglich ist, dass ältere Tiere Schwermetalle im Laufe ihres Lebens akkumulieren und somit sogar höhere Werte aufweisen könnten.
Bei den untersuchten Breitflügelfledermäusen spiegelten sich die Blei-Konzentrationen in allen externen und internen Geweben gleichermaßen wider, hier konnte eine starke Korrelation dokumentiert werden. Für Cadmium wurde nur eine Korrelation zwischen Fell und Lunge, für Kupfer zwischen Fell und Leber und für Zink zwischen Fell und Niere gefunden. Im Gegensatz dazu wurde bei Abendseglern lediglich eine Korrelation zwischen den Zink-Konzentrationen im Fell und in der Niere gefunden. Die Unterschiede zwischen den beiden Arten sind vermutlich auf ihre unterschiedliche Ökologie zurückzuführen. Während Abendsegler vorrangig in Wald- und Offenlandgebieten jagen und dabei große Strecken zurücklegen, bleiben Breitflügelfledermäuse näher an ihrem Quartier, so dass die untersuchten Individuen wahrscheinlich mehr im urbanen Raum jagten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Werte aus Fell und Flügelmembran als Biomarker für Schwermetallbelastungen der Tiere verwendet werden können. Des Weiteren können sie Näherungswerte für die Schwermetall-Konzentrationen in den inneren Organen verwendet werden, unter Beachtung gewisser fledermausartspezifischer und metallspezifischer Unterschiede.
Vor dem Hintergrund der DDT-Katastrophe vor einigen Jahrzehnten, bei der die einheimischen Fledermauspopulationen drastisch dezimiert wurden, geben die Ergebnisse aus den o.g. Untersuchungen Anlass, die Konsequenzen von Schwermetallexpositionen durch weitere Studien mehr im Detail zu untersuchen. Darüber hinaus könnten Fledermäuse möglicherweise auch als Bioindikatoren für besonders schädliche Pestizide und andere chemische Umweltweltverschmutzungen Anwendung finden.
Original-Studie:
Timofieieva, O., Świergosz-Kowalewska, R., Laskowski, R. Vlaschenko, A. (2021): Wing membrane and fur as indicators of metal exposure and contamination of internal tissues in bats, Environmental Pollution 276, 116703. https://doi.org/10.1016/j.envpol.2021.116703