Eine chinesische Studie beschäftigte sich mit der Frage, welche Haltung die Menschen gegenüber Fledermäusen haben und wie sich diese im Zusammenhang mit COVID-19 verändert hat. Fledermäuse stellen mit weltweit mehr als 1400 Arten die zweitgrößte Säugetierordnung dar und erfüllen wichtige ökologische Funktionen als Insektenkonsumenten, Bestäuber und Samenverbreiter. Dennoch werden Fledermäuse häufig mit ansteckenden menschlichen Krankheiten wie SARS, MERS und Ebola in Verbindung gebracht. Bereits Ende Januar 2020 haben mehrere virologische Studien Fledermäuse als wahrscheinlichen Ursprung für SARS-CoV-2, den Erreger von COVID-19, vermutet. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, wie die Öffentlichkeit die Rolle der Fledermäuse bei COVID-19 sieht. Es wird dabei über Pilotdaten berichtet, die bereits kurz nach dem Ausbruch von COVID-19 gesammelt wurden. Hierbei wurden zwei Online-Umfragen durchgeführt, kombiniert mit einem Schulungs-Experiment. Die Umfrage wurde mit Personen durchgeführt, die eine höhere Ausbildung in China erhalten oder erhalten haben. Es wurde festgestellt, dass 84 % der Teilnehmer einer Online-Umfrage (n = 13 589) den Zusammenhang zwischen Fledermäusen und COVID-19 falsch verstanden haben, was die negative Einstellung gegenüber Fledermäusen verstärkte. Das Vorwissen über Fledermäuse, das Geschlecht der Teilnehmer und das Bildungsniveau beeinflussten ihre Einstellung gegenüber Fledermäusen. Teilnehmer, die über ein besseres Wissen über Fledermäuse verfügten, hatten eine positivere Einstellung gegenüber Fledermäusen. Der Anteil der weiblichen Teilnehmer, die eine negative Einstellung zu Fledermäusen hatten, war höher als der der männlichen Teilnehmer. Teilnehmer mit einem höheren Bildungsniveau gaben eine positivere Einstellung gegenüber Fledermäusen nach dem Ausbruch von COVID-19 an im Vergleich zu Teilnehmern mit niedrigerem Bildungsniveau. Ein speziell vorbereiteter Vortrag zum Fledermausschutz verbesserte das Wissen der Teilnehmer über Fledermäuse und die positive Einstellung, konnte aber die falsche Vorstellung, dass Fledermäuse SARS-CoV-2 direkt auf den Menschen übertragen, nicht korrigieren.
Wir vermuten daher, dass die Art und Weise, wie Virologen die Assoziation von Fledermäusen mit Krankheiten formulieren, sowie die zahllosen, oft ungenauen Medienberichte und die natürliche Wahrnehmungsverzerrung, dass Fledermäuse Krankheiten tragen und auf Menschen übertragen, zu den Missverständnissen beigetragen haben. Dies führte wahrscheinlich zu einem Anstieg der Ereignisse, bei denen Fledermäuse von Menschen aus Quartieren und Gebäuden vertrieben wurden, sowie zu einem Gesetzesvorschlag zur Keulung krankheitsrelevanter Wildtiere in China. Ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Krankheiten, Wildtieren und der menschlichen Gesundheit könnte der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern bei einem verbesserten Programm zum Fledermausschutz helfen. Die o.g. Studie unterstreicht daher ein weiteres Mal, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung für den Fledermausschutz „in Zeiten von Corona“ ist.
Original-Studie:
Manman Lu, Xindong Wang, Huan Ye, Huimin Wang, Shan Qiu, Hongmao Zhang, Ying Liu, Jinhong Luo, Jiang Feng (2021): Does public fear that bats spread COVID-19 jeopardize bat conservation?, Biological Conservation 254, 108952, https://doi.org/10.1016/j.biocon.2021.108952.