Die exzessive Nutzung von künstlichem Licht bei Nacht, auch Lichtverschmutzung genannt, ist ein aktuelles Thema in der biologischen Forschung und im Naturschutz. In Deutschland mangelt es jedoch immer noch an Bewusstsein für die Bedeutung der Problematik und der Notwendigkeit, entsprechende Schutzmaßnahmen für geschützte Arten umzusetzen. In einem Übersichts-Artikel wurden deshalb wesentliche Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien über die Auswirkungen von künstlichem Licht auf Fledermäuse zusammen gefasst, rechtlichen Grundlagen, auf denen Schutzmaßnahmen eingefordert werden können, erörtert und Empfehlungen für praktische Schutzmaßnahmen gegeben.

Fledermäuse sind nachtaktiv und gelten als gefährdet, sind gesetzlich streng geschützt und stark von Lichtverschmutzung betroffen. Es gilt deshalb, die negativen Auswirkungen von künstlichem Licht zu vermeiden und zu vermindern.

Die Studie zeigt auf, dass Fledermausarten wie Myotis-, Plecotus- oder Rhinolophus-Arten, die sich vorwiegend im Schutz der Vegetation bewegen, am empfindlichsten von künstlichem Licht gestört werden. Arten, die sich im freien Luftraum bewegen, wie Pipistrellus-, Eptesicus– oder Nyctalus-Arten, sind toleranter gegenüber dem Licht.

Die negativen Effekte können durch entsprechende Abschattung, Dunkelkorridore, zeitliche Beschränkung der Beleuchtung, geringe Beleuchtungsstärke oder rötlich-gelbliches Spektrum der Lichtfarbe abgemildert werden, etwa wenn es um Jagdhabitate oder Transferstrecken geht. Die Beleuchtung von Quartieren stellt jedoch für alle Arten eine erhebliche Beeinträchtigung dar, und zwar unabhängig von der Beleuchtungsstärke oder Lichtfarbe.

Original-Artikel:

Zschorn, M., Fritze, M. (2022): Lichtverschmutzung und Fledermausschutz – aktueller Kenntnisstand, Handlungsbedarf und Empfehlungen für die Praxis. Naturschutz und Landschaftsplanung 54 (12), 16-23. https://doi.org/10.1399/NuL.2022.12.01

Übersicht zu Maßnahmen zur Reduzierung negativer Auswirkungen von künstlicher Beleuchtung auf Fledermäuse:

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Ergänzendes Material (Übersicht zur Wirkung von künstlichem Licht auf einheimische Fledermausarten):

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Beleuchtungssituation in einem Wohnviertel in Greifswald. Auf der linken Seite befinden sich Straßenlaternen mit fledermausfreundlichem rötlich-warmen Licht, auf der rechten Seite bläulich-kalte Lichtfarben, die viele Insekten anlocken und gleichzeitig auf Fledermäuse störend wirken. Foto: M.Fritze
Schematische, modellhafte Darstellung einer vom Menschen geprägten Landschaft mit verschiedenen Lebensräumen, die auch von Fledermäusen genutzt und besiedelt werden. Die dunkelgrün dargestellten Flächen stellen naturnahe Bereiche dar wie Wälder und historische Kulturlandschaften, wo sich häufig Quartiere und Nahrungsräume der Fledermäuse befinden. Hellgrüne Flächen symbolisieren landwirtschaftliche Flächen, Wiesen und Parks, die als Nahrungshabitate genutzt werden. Blau sind Wasserflächen, die zum Trinken, aber auch für als Nahrungsquelle essentiell sind. Gelb dargestellt sind die Bereiche, die nachts mit künstlichem Licht bestrahlt werden – Siedlungen und Wege. Die Roten Pfeile symbolisieren wie häufig Fledermäuse in Konflikt mit dem Licht geraten können (Illustration: © Maria Zschorn).
Lichtverschmutzung und Fledermausschutz – aktueller Kenntnisstand, Handlungsbedarf und Empfehlungen für die Praxis