Passend zum Beitrag von Röse et al. in der nächsten Ausgabe des Nyctalus (Band 19 Heft 4), bei dem Langzeitdaten von überwinternden Mopsfledermäusen (Barbastella barbastellus) in Thüringen analysiert wurden, gibt es in einer Ausgabe von Nature Scientific Reports eine Analyse zu Klimadaten und Mopsfledermäusen in Polen. Wie in dem Beitrag aus Thüringen diskutiert, können wärmere Winter zu Veränderungen im Überwinterungsverhalten von Fledermäusen führen, wie z. B. der in beiden Beiträgen behandelten Mopsfledermaus, welche bevorzugt bei niedrigen Temperaturen überwintert. Die Wahl des Überwinterungsortes ist dabei entscheidend, da die Temperaturbedingungen im Winterquartier den Torpor der Tiere beeinflussen. . In der Arbeit von De Bruyn et al. wurde die temperaturabhängige Nutzung der Überwinterungsquartiere von Mopsfledermäusen untersucht. Hierbei wurden die Fledermäuse und Temperatur wurden in einem unterirdischen Bunkersystem (bekannt als „Nietoperek“) und in freistehenden Bunkern in der Umgebung in Westpolen untersucht. Auch die polnischen Populationstrends zeigen ein ähnliches Muster wie in Thüringen. Bis ca. 2005 deuteten Analysen auf stabile oder sogar steigende Mopsfledermausbestände hin, danach gibt es einen negativen Trend. Die Autoren analysierten weiterhin die thermische Variabilität der Überwinterungsquartiere und verglichen dabei das große unterirdische Bunkersystem mit den kleinen freistehenden Bunkern im Umfeld. Dabei dokumentierten sie, dass die saisonale Variabilität in den kleinen Bunkern höher ist und somit werden die Temperaturen im Winter kälter sind als im unterirdischen System. Auf der anderen Seite war überraschender Weise die kurzfristige Variabilität in den Bunkern geringer als im unterirdischen System. Die Erklärung dafür liegt in den thermischen Luftströmungen, die im unterirdischen System größer sind als in den kleinen Bunkern. Dies macht kleine freistehende Bunker (die zwar gut auskühlen aber in denen es kaum Luftbewegung gibt) zu einer stabileren Umgebung für die Überwinterung von „kälte-liebenden“ Fledermäusen in warmen Wintern, sofern die Temperaturen in den Bunkern nicht unter den Gefrierpunkt fallen. Deshalb nutzen die Fledermäuse sowohl das wärmere unterirdische System (in kalten Wintern) als auch die kälteren Bunker (in warmen Wintern). Während des letzten Jahrzehnts kam es zu einer kontinuierlichen Serie von warmen Wintern und die Population der Mopsfledermäuse zog teilweise aus dem unterirdischen System in die Bunker um. Die Autoren meinen, dass die gegenwärtigen Temperaturerhöhungen im Zuge des Klimawandels die Möglichkeiten der potentiellen Überwinterungsplätze zumindest für Mopsfledermäuse erweitert. Die Studie zeigt, dass Langzeitdaten wichtig sind um die Nutzung von Winterschlafplätzen durch Fledermäuse zu verstehen. Schlussfolgernd zeigt die Studie auch, dass kleine Überwinterungsplätze in Zukunft wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen. Es bleibt jedoch noch offen, wie/ob sich andere Arten (z.B. der Gattung Myotis), die andere Überwinterungsbedingungen als die Mopsfledermaus benötigen, zukünftig mit den sich verändernden Überwinterungsbedingungen anpassen können.
Original-Studie:
De Bruyn, L., R. Gyselings, L. Kirkpatrick, A. Rachwald, G. Apoznański & T. Kokurewicz (2020): Temperature driven hibernation site use in the Western barbastelle Barbastella barbastellus (Schreber, 1774). Scientific Reports (2021) 11:1464. https://doi.org/10.1038/s41598-020-80720-4